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work in progress…mit Zucker

so, nach vielem (uni)studieren und (sonst)studieren habe ich mir heute die Zeit genommen selbst handanzulegen, mit Hilfe von Terpentin, Ölfarben und Pinseln. In meinem bescheidenen Zimmer-Atelier auf dem, heute wiedereinmal, abgeräumten „Maaltischli“ habe ich losgelegt… Hundert, tausen, millionen Gedanken. Musik im Hintergrund. Wie auf einer Autobahn. Jedes Axon meines Gehirn war überaktiv. Ich schaute meine angefangene Leinwand an. Mh. Mein Kopf voll und leer. Gleichzeitig.

Wie wärs mit loslegen?

So liess ich mich auf die „Erfahrung“ ein. Langsam, langsam spürte ich, wie sich mein Geruchssinn dem Geschmack des Terpentins widmete, meine Finger bereits zum Takt der Musik den Pinsel über die Leinwand schiwngten. Die Töne erfreuten meine Ohren, die Lyrics werden klarer….“All die Büecher woni nonie ha gläsä…all die Orte wo i no nie bi gsii…“ Lo & Leduc. Da spielt ihre neugekaufte CD (Zucker fürs Volk) in meinem Zimmer und gleichzeitig kann ich an meinem Bild malen, was für ein Luxus! Plötzlich war ich umgeben von Phantasie – in all ihren Fromen und Äusserungen. Kunst über alle Sinne. Ich war angekommen in der Welt, in der alles möglich ist. In meiner Welt.

Ich kenne mich zwar in der Musikszene nicht allzugut aus, jedoch erkenne ich wenn mich etwas berührt oder nicht. An diesem Punkt ist es auch egal, was man weiss oder was man nicht weiss, es geht darum wie die Musik einem berührt, odr? Lo & Leduc’s Musik habe ich erst kürzlich „kennengelert“ oder für mich „entdeckt“.  Dank Internet und neuen Medien ist, das googeln nach den zwei Jungs ganz einfach. Bald hatte ich gelesen, dass sie in Zürich ein Konzertli geben 🙂 Kurzerhand hatte ich online eine Ticket gekauft, Schlag auf Schlag, haben auch meine Freundinnen nach meiner Facebooknachricht mit dem Youtubelink von All die Büecher und ein paar Worten wie „chuuum schwiizer musigszene understütze…“ Da waren wir nun am Mittwochabend. Der Gedanke an- und die Töne der Blaui Peperoni haben mir den mühsamen Wochenstart versüsst, „irgendöppis hani richtig gmacht…eh eh eh“. Irgendwie hatte der Albumtitel Zucker fürs Volk schon an Wirkung gezeigt. Endlich nach einpaar Feierabendbieren waren wir im Exil angekommen. Zuerst hatte die GlatonGang ihren Auftritt. Das war nett aber hat mich nicht so „berührt“ wie eben die Zucker-Jungs mit ihrer Band Pacomé die man nicht(!!!) vergessen darf. Ich stand mitten in der Menge als sie auf die Bühne kamen und ich muss sagen, die Leute gingen voll an die Decke! Plötzlich war es unglaubich heiss im Exil und eine super glückliche und lockere, trotzdem kraftvolle Athmosphäre kam über die Menge. Saxophon, Trompete, Rap, Gesang, sogar eine weibliche Stimme. Es war ein „mélange“, so ein „mhh..“ wie man „mélange“ eben ausspricht. Ich habe es so empfunden, als wäre alles Eins, dass aus vielen einzelnen Teilen besteht. Man spürt ein grossartiges EINS-sein, oder ein eingespieltes Team eben. Es braucht ein etwas von jedem um das Ganze auszumachen. Man konnte spüren oder hören, dass Lo & Leduc plus Pacomé eine lange Zusammenarbeit vorangegangen ist und dies sich meiner Meinung auch „recht“ gelohnt hat. Seit Mittwoch spiele ich das Album rauf und runter. Ich muss sagen, ich bin überrascht von den schweizer Musiktalenten. Das Album ist vielseitig, manchmal auch vielsprachig. Es ist etwas schweizerisch (im guten Sinne) aber doch gibt es gewisse latino, reggae, orientalische Einflüsse. Als ehemalige Tänzerin können auch meine Hüften, Beine, Schultern und Arme den Rythmen von All Die Büecher, Cinema, Blaui Peperoni, Jung Verdammt, Bini Bi Dir nicht wiederstehen. Also Dancemusic definitiv! Aber nicht nur das, nein, es gibt nicht zwischen sondern explizit auf den Zeilen immer wieder Weisheiten: „o wenn mr Lieder schybe immr no ke Rächnig zahlt / U de frage si, was i de mal wird – Lug in wirde i Momänt nur alt.“ (Ja ich au, da händr rächt!) oder „Aber das isch doch nume Paper, was isch money / Mieti zale isch wi ne Zytigssammlig, han es Bygeli zämä, de giben is wägg / vo irgendwo nim’is ja immr widr här.“ Also zwei bodenständige Jungs mit etwas Lebenserfahrung. Dann gibt es die wunderschöne Ballade in die ich mich persönlich verknallt habe Madrugada Mia. Oder auch Pluto mit James Gruntz, der auch am Konzert live gesungen hat, darf nicht unerwähnt bleiben. Ohne Worte! Zu einigen Dingen gibt es keine Worte! Dazu kommt der elektronische Ansatz im richtigen Moment etwas drum’n’base-mässiges und nicht allzuviel, wie bei Magma im Arm oder Chansohn. Der Intellekt fehlt natürlich auch nicht, ich musste zweimal hinhören, ob ich auch wirklich „Mephisto“ verstanden habe…hihi. Das hat mich irgendwie erfeut. Nun ja, was kann man da noch mehr schreiben. Ah ja, doch da gibt es was, DANKE! Igendöppis händr richtig gmacht, i finges wie nä blaui peperoni! Macht weiter mit dem Colin Pharell Hundeblick und mit eurem berner Akzent. Für alle die es interessiert, sind meine genauen bernerischen Zitate vom Einlageblatt der CD, die alle Songtexte im Lo & Leduc’schen Akzent niedergeschrieben, enthält.

Nach den lebhaften Erinnerungen an das Konzert und einigen Worten zum Album „zucchero per il popolo“ bin ich zurück in meinem work in progress auf der Leinwand und es bleibt mir noch die dreckigen Pinsel zu säubern. Dazu drehe ich nochmals Lo & Leduc auf um etwas ZUCCHERO per la buona notte zu geniessen!!

 

Zum reinhören:

All die Büecher – Lo & Leduc

Madrugada – Lo & Leduc

Cinema – Lo & Leduc

 

-tdb-

 

Das Resultat des Abends (work in progress…Öl auf Leinwand Sidepapier, Chleischter)

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